Seit Saisonbeginn vergeht in der Fußball-Bundesliga kein Spieltag ohne Diskussionen und Ärger über den Videobeweis. Die Vorwürfe: Willkür, Ungleichbehandlung und ständig wechselnde Regelauslegungen. Mindestens ein Verein pro Woche fühlt sich um wertvolle Punkte betrogen.

Nun zieht der DFB Konsequenzen aus der allgemeinen Unzufriedenheit: Ab sofort gilt für die Video-Assistenten während ihrer Arbeitszeit ein vollumfängliches Alkoholverbot. Ebenso für alle weiteren Mitarbeiter im Video-Studio. Zusätzlich ist bereits der Dienstantritt unter Alkoholeinfluss untersagt. Wer am „Matchday“ mit mehr als 0,3 Promille erscheint, verliert seine Entscheidungsbefugnis für die anstehenden Spiele. Darüber hinaus droht eine Sperre von bis zu 2 Wochen.

DFB-Präsident Reinhard Grindel erläutert die Gründe für die radikale Maßnahme: „Wir halten es zumindest theoretisch für möglich, dass die Anzahl der Fehlentscheidungen noch weiter minimiert werden könnte, wenn unsere Video-Assis ihre Arbeit komplett nüchtern verrichten würden. Eine Garantie hierfür gibt es selbstverständlich nicht, aber wir möchten das jetzt zumindest mal bis zum Saisonende antesten.“

Das Video-Studio des DFB befindet sich in einem extra hierfür umgebauten Doppelzimmer des Kölner Luxushotels Schloss Bensberg. Hier sitzen pro Spieltag zwei offizielle Video-Assistenten gemeinsam mit einem „Supervisor“ und zwei für die Bilder zuständigen „Operators“ vor den Monitoren. Immer wieder war dabei von einer feucht fröhlichen Stimmung während der laufenden Bundesligapartien die Rede. Am 8.Spieltag soll zum Beispiel der damalige Supervisor Helmut Krug einer jungen Reinigungskraft in angeheitertem Zustand versprochen haben: „Den nächsten Elfmeter entscheidest Du!“

Doch diese Zeiten dürften nun erst einmal vorbei sein. Entsprechend aufgebracht reagierten die Betroffenen auf die beschlossenen Einschnitte in ihren Berufsalltag. Ein namhafter deutscher Video-Assistent, der an dieser Stelle anonym bleiben möchte, machte gegenüber dem Faktengräber seinem Ärger Luft:

„Ich weiß nicht, wie die Chefetage sich unsere Arbeit vorstellt. Woche für Woche hocken wir in derselben Butze, jeder weiß das und jeder kennt uns. Natürlich kommen da auch ab und zu die Zimmernachbarn oder die Jungs und Mädels vom Room-Service auf ein bis zwei Pils und ‘nen Kurzen vorbei. Sowas ist doch einfach nur menschlich! Klar, man verpennt dann hier und da vielleicht mal ‘ne Fehlentscheidung auf dem Platz, wenn man sich gerade nett unterhält. Oder man lässt mal das Personal ‘ne Abseits-Linie ziehen, wenn man kein Trinkgeld parat hat. Und ja, es ist auch richtig, dass bei einem Kollegen mal ‘ne knifflige Handspiel-Situation durch eine Partie „Spitz pass auf“ entschieden wurde. Aber am Ende des Tages muss die Arbeit doch auch noch ein bisschen Spaß machen dürfen. Wir sind ja keine Roboter! Insgesamt haben wir doch ‘ne ganz passable Quote. Wenn die da oben uns jetzt komplett den Hahn zudrehen wollen, dann werden wir denen direkt mal zeigen, dass wir auch ganz anders können.“

Diese Thematik dürfte demnach auch in den kommenden Wochen noch für weiteren Zündstoff sorgen. Der Faktengräber wird Sie selbstverständlich auf dem Laufenden halten.

 

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