Der Bundesverband zur Organisation des nichtlegalen Genussmittelvertriebs (kurz BONG) hält am kommenden Wochenende seine turnusmäßige Strategiesitzung in Offenbach am Main ab. Neben den traditionellen Themen wie Erschließung neuer Vertriebswege und effektive Sanktionierung interner „Singvögel“ steht dabei diesmal auch die Ausarbeitung eines freiwilligen Ethik-Kodexes auf der Tagesordnung.
„Unsere Branche genießt in der Öffentlichkeit derzeit leider keinen sonderlich guten Ruf“ erläutert BONG-Pressesprecher Ronny Lochstampfer. „Böse Zungen behaupten beispielsweise, das Streben nach möglichst großem Profit würde für unseren Verband einen höheren Stellenwert einnehmen als der Wunsch, vertrauensvoller Dienstleister für unsere Kunden zu sein und unseren Teil zum psychischen Wohlbefinden der Bevölkerung beizutragen. Die überwältigende Mehrheit unserer Mitglieder ist sich jedoch ihrer gesellschaftlichen Verantwortung durchaus bewusst und misst ihr die allerhöchste Priorität bei. Durch die Selbstauferlegung einiger freiwilliger Verhaltensregeln möchten wir dies nun auch noch einmal in aller Deutlichkeit manifestieren.“
Beabsichtigt ist hierbei unter anderem eine Regelung, nach welcher sich sämtliche Mitglieder des BONG dazu verpflichten, die beliebte Party- und Entspannungsdroge Heroin zukünftig ausschließlich an Personen im Alter von über 18 Jahren abzugeben. Zum diesbezüglichen Entscheidungsprozess äußerte sich Lochstampfer folgendermaßen:
„Uns ist bewusst, dass dies eine extrem einschneidende Veränderung darstellt, von der eine Vielzahl treuer junger Kunden betroffen sein wird. Allerdings hatten uns in den vergangenen Monaten mehrfach Zuschriften besorgter Eltern erreicht, die ein auffälliges und teilweise gar besorgniserregendes Verhalten ihres Nachwuchses nach dem Heroinkonsum festzustellen glaubten. Da wir derartige Rückmeldungen natürlich extrem ernst nehmen, haben wir im vergangenen Sommer im Kreise unseres Vorstandes einen Selbstversuch gestartet. Wir Teilnehmer hatten aufgrund unserer allgemeingültigen Maxime „don’t get high on your own supply“ alle noch keine persönlichen Erfahrungen mit dem Genuss von Heroin gehabt. Daher haben wir uns nach einem gemütlichen Arbeitsessen im Kollegenkreis bei einer netten Flasche Chardonnay zu Testzwecken ein paar deftige Spritzen gesetzt. Hierbei kamen wir zu der Erkenntnis, dass das Zeug tatsächlich relativ ordentlich schallert. Es war ein ziemlich wilder Ritt, das kann ich Ihnen sagen! So etwas ist nach unserer nahezu einstimmigen Ansicht für viele Jugendliche vielleicht doch ein kleinwenig heavy. Und erst recht für Kinder könnte das am Ende des Tages tatsächlich sogar ein Stück weit ungesund sein.“
Bezüglich der Frage, ob ein ähnliches Abgabeverbot künftig auch für den rauchbaren Ableger von Kokain, das sogenannte Crack, in Erwägung gezogen werden soll, ist auf der bevorstehenden Tagung eine Urabstimmung aller Teilnehmer geplant.
Anders als bei Heroin und Crack stellt sich die Situation derweil bei der Volksdroge Cannabis dar. Hierzu sinniert Lochstampfer unter anderem über seine Zeit in der Grundschule:
„In der dritten Klasse hatte ich damals zum Beispiel Matheunterricht bei Frau Kauz-Köttel. Das war eine wirklich furchteinflößende Person! Hätte ich damals nicht vor jeder ihrer Unterrichtseinheiten eine gepfefferte Jolante (gemeint ist ein Joint, Anm. d. Red.) durchziehen können, hätte ich das auf keinen Fall bis zu den Sommerferien ausgehalten. Dann stünde ich jetzt wahrscheinlich ohne Schulabschluss da und hätte sicherlich auch beruflich nicht in dieser Form durchstarten können. Und Lehrkräfte wie Frau Kauz-Köttel findet man leider auch heute noch viel zu häufig an deutschen Schulen. Im Interesse der Bildung muss es daher gestattet sein, dass sich auch Kinder und Jugendliche hin und wieder mal eine kleine Sportzigarette (gemeint ist ebenfalls ein Joint, Anm. d. Red.) genehmigen.“
Minderjährige Cannabiskonsumenten können nach diesen Worten demnach erst einmal beruhigt aufatmen und müssen vorerst nicht um ihre Versorgung fürchten.
Gastredner des diesjährigen Treffens sind im Übrigen Christoph Daum und Vito Schnabel.
Bilder: Oben: Kleine Dealer von Ulrich Bendele (Urs Odermatt) [CC BY-SA 2.], via Wikimedia Commons, geändert; Seite: Pixabay, geändert