Das liebste Hobby der Deutschen ist die Heimtierhaltung. Für viele Bürgerinnen und Bürger ersetzt sie anstrengende soziale Kontakte und langweilige Freizeitbeschäftigungen wie Sport, Reisen oder Lesen. Auch eignen sich Tiere bestens als Spielkameraden für den eigenen Nachwuchs, der hierdurch wenigstens ab und zu mal für ein paar Minuten aufhört, einen in den Wahnsinn zu treiben.

Im Ranking der beliebtesten tierischen Gefährten lieferten sich die Klassiker Katze und Hund über Jahrzehnte hinweg ein einsames Duell an der Spitze. Doch diese Zeiten sind nun tatsächlich vorbei. Wie das Statistische Bundesamt am heutigen Vormittag mitteilte, war der Nacktmull im Jahr 2017 erstmals das meistgehaltene Haustier in der Bundesrepublik.

Die Vorteile des ursprünglich aus Ostafrika stammenden Nagers liegen dabei klar auf der Hand: Zunächst einmal ist die Lebenserwartung des Nacktmulls mit durchschnittlich ca. 30 Jahren weitaus höher als die von Fiffi oder Mietze. Zeit- und kostenaufwändige Neuanschaffungen werden dadurch seltener. Des Weiteren ernährt sich der Mull unter anderem von seinem eigenen Kot, was sein Preis-Leistungs-Verhältnis auf lange Sicht absolut unschlagbar macht. Mit seinem durchschnittlich nur etwa zehn Zentimeter langen Körper und seinen ca. 40 Gramm Gewicht passt er zudem mühelos in jede Hosentasche. Als Krönung verfügt der neue beste Freund des Menschen über eine sehr große Schmerzresistenz, so dass nur wirklich extrem starke Schmerzreize überhaupt von ihm wahrgenommen werden können. Und das sehr zur Freude von Frauchen und Herrchen. Denn vielen Haustierbesitzern war es schon lange ein Dorn im Auge, dass der eigene Vierbeiner immer so wehleidig jammert oder winselt, wenn man mal versehentlich auf ihn tritt oder ihm im Affekt eine scheppert.

Eine repräsentative Umfrage des Faktengräber ergab allerdings, dass sich die Mehrzahl der Deutschen primär aus ästhetischen Gründen für den Nacktmull entschieden hat. Mit seinen sanften Gesichtszügen, seinem spitzbübischen Lächeln und seinen grazilen Bewegungsabläufen eroberte der entfernte Verwandte des Meerschweinchens dabei vor allem die Herzen der weiblichen Tierfreunde im Sturm.

Lange galt der Nacktmull übrigens als ungeeignet für die Domestizierung, da er von Hause aus ein Herdentier ist und zusammen mit bis zu 300 Artgenossen dicht an dicht in engen, dunklen Höhlengängen zu leben pflegt. Doch scheinbar kann dem zierlichen Knollenfresser mit ein paar einfachen und preisgünstigen Hilfsmitteln eine artgerechte Haltung und eine positive Grundstimmung ermöglicht werden. Details hierzu erläuterte dem Faktengräber Hartmut Scheffler, erster Vorsitzender der Nacktmullfreunde Gütersloh-Isselhorst:

„Man hängt einfach ein Paar Spiegel in Sichthöhe auf und schon denkt der Mull, er hätte noch Kollegen da. Dann dunkelt man mal kurz den Raum ab und sagt Alexa, sie soll Nacktmullgesang abspielen. Dann ist für den kleinen Racker die Welt sofort im Döschen. Das sind genügsame Tiere. Mein Beppo ist jetzt schon 21 und er hat sich noch nie beschwert.“

Insbesondere unter Prominenten gelten die niedlichen Kerlchen derzeit als der allerletzte Schrei und die sozialen Netzwerke werden aktuell von Nacktmull-Selfies geradezu überflutet. Selbst die zeitgenössische Lyrik kommt längst nicht mehr an dem quirligen Tier aus der Überfamilie der Sandgräber vorbei. So heißt es beispielsweise in der aktuellsten Veröffentlichung des Dichters Hans – Georg Wigge:

Dass mir der Mull das Liebste sei,
sagst Du, o Mensch, sei Sünde?
Der Mull bleibt mir im Sturme treu,
der Mensch nicht mal im Winde.

Ein bemerkenswerter Siegeszug, den in dieser Form wohl nur die Wenigsten vorhergesagt hätten.

 

Bilder: Oben: „Nacktmull“ von Roman Klementschitz, Wien – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=252701; links: Naked Molerat by Ltshears (Own work) [Public domain], via Wikimedia Commons

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