Mit großer Sorge blickt der Deutsche Bundestag auf die aktuellen Entwicklungen im ältesten Gewerbe der Welt. Neuesten Studien zufolge ist der Umsatz deutscher Bordelle im Jahr 2017 in dramatischem Umfang zurückgegangen. Die käuflichen Damen verzeichnen kaum noch Einsatzzeiten, vielerorts herrscht gähnende Leere in den Rotlichtvierteln. Tausende Kündigungen mussten in den letzten Monaten bereits wegen mangelnder Nachfrage ausgesprochen werden, eine Vielzahl der betroffenen Unternehmen hat zudem Kurzarbeit angeordnet. Vereinzelt mussten Freudenhäuser ihren Betrieb sogar vollständig einstellen.
Der Hauptgrund für diese Entwicklung ist ebenso überraschend wie verstörend: Immer mehr Männer gehen laut der vorgelegten Studienergebnisse dazu über, den Beischlaf hinter verschlossenen Türen, völlig ohne Entgelt und ausschließlich zur beiderseitigen sexuellen Befriedigung mit der eigenen Ehefrau oder Lebenspartnerin zu vollziehen. Derartiger „Heimverkehr„ war in der Vergangenheit ausschließlich zur Zeugung von Nachwuchs vorgesehen und auch nur in dieser Form gesellschaftlich akzeptiert. Recherchen zufolge schliefen noch im Jahr 2015 nur ca. 1,9% der deutschen Paare aus purer Lust miteinander, überwiegend aus bildungsfernen Schichten oder dem zwielichtigen Milieu.
Entsprechend eindeutig fielen die politischen Stellungnahmen aus Berlin zu den aktuellen Entwicklungen aus: Die geschäftsführende Familienministerin Barley gab der Presse gegenüber zu Protokoll: „Wir sprechen hier tatsächlich über Geschlechtsverkehr mit dem eigenen Partner. Zum Vergnügen. Hier bei uns in Deutschland. Im ersten Moment konnte ich gar nicht glauben, dass das tatsächlich ernst gemeint sein soll. Menschen, die so etwas tun, verstoßen nicht nur gegen unser Grundverständnis von Sitte und Anstand, sie entziehen mit ihrem Verhalten auch vielen ihrer Mitbürgerinnen und Mitbürger die Existenzgrundlagen und fügen letztlich dem gesamten Wirtschaftsstandort Deutschland einen immensen Schaden zu. Derart unmoralische Praktiken kann ich weder nachvollziehen, noch habe ich hierfür auch nur im Ansatz Verständnis. Und ich denke, da spreche ich für sämtliche Abgeordnete des Deutschen Bundestages. Ich kann an dieser Stelle nur vehement an alle Heimverkehrer appellieren, so schnell wie möglich wieder zur Vernunft zu kommen oder sich umgehend Hilfe zu suchen!“
Insbesondere betagtere CSU-Bundestagsabgeordnete sehen im neuen sexuellen Trend einen weiteren Beweis für den stetig voranschreitenden Sittenverfall in der Bundesrepublik und redeten sich bei Fragen zur dargelegten Problematik geradezu in Rage. „Ekelhaft“,“ widerwärtig“ und „pervers“ waren dabei noch vergleichsweise freundliche Beschreibungen für die aktuellen Vorkommnisse in deutschen Schlafzimmern. Als Reaktion fordern die Parlamentarier nun sofortige Gesetzesverschärfungen. Auf Nachfrage des Faktengräber konkretisierte Bundestagsvizepräsident Hans-Peter-Friedrich entsprechende Vorhaben der Unionsfraktion: „Wir brauchen endlich einen Paragraphen, der eindeutig klarstellt, dass der Geschlechtsverkehr innerhalb einer festen Partnerschaft ausschließlich der Vermehrung zu dienen bestimmt ist und auch nur zu diesem Zweck legal ausgeübt werden darf. Auch sehen wir vor, dass Paare sich ihre Liebesakte zukünftig vorab vom zuständigen Regierungspräsidium genehmigen lassen müssen und dass der Beischlaf sodann zwingend unter Aufsicht eines Bundesbeamten durchzuführen ist. Über die konkreten Sanktionen für Zuwiderhandlungen müssen wir uns in den nächsten Tagen noch einmal ausführlich in den zuständigen Gremien beraten.“
Als Ausnahme weiterhin erlaubt bleiben sollen lediglich diejenigen sexuellen Handlungen, die zur reinen Leibesertüchtigung bzw. im Rahmen eines sportlichen Wettkampfs vorgenommen werden. „Dies muss im Namen der Volksgesundheit gewährleistet bleiben“, so Friedrich „aber so etwas machen Paare ja ohnehin nur sehr selten gemeinsam“.
Eine kurzfristige politische Hilfe für die finanziell angeschlagenen deutschen Bordelle ist aufgrund der bislang gescheiterten Regierungsbildung indes nicht zu erwarten.
Bild: http://maxpixel.freegreatpicture.com/Night-Great-Freedom-Of-Reeperbahn-St-Pauli-Hamburg-2711073, CC0 Public Domain, geändert.