Im Juni 2013 formulierte Bundeskanzlerin Angela Merkel einen Satz, der sich tief in das kollektive Gedächtnis eingebrannt hat: „Das Internet ist für uns alle Neuland“. Mit diesen Worten sprach Merkel einer großen Mehrheit der Deutschen Bevölkerung geradewegs aus der Seele. Viele andere wussten zu diesem Zeitpunkt schlichtweg noch gar nicht, worum es sich bei dem Begriff „Internet“ überhaupt im Detail handelt, da sie noch nie persönlich mit ihm in Berührung gekommen waren. Lediglich ausgewiesene Hightech-Freaks wie Boris Becker waren auch damals schon drin.
Seitdem hat sich jedoch sowohl im politischen Berlin als auch im Rest der Republik einiges getan. Erfahrungen wurden gesammelt, Fähigkeiten wurden erworben, Rückschläge wurden weggesteckt und die Motivation behielt die Oberhand über die Bedenken: Das Internet ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen! Und ab dem heutigen Tag gehört seine Titulierung als „Neuland“ endgültig der Vergangenheit an. Denn seit wenigen Stunden darf das Internet offiziell als „bekanntes und bewährtes Kommunikationsmittel“ bezeichnet werden. Ein entsprechender Beschluss der geschäftsführenden Bundesregierung wurde soeben von Regierungssprecher Steffen Siebert bekanntgegeben.
Vor versammelter Journalistenrunde im Bundeskanzleramt fasste Seibert hierbei die maßgeblichen Entscheidungsgründe zusammen:
„Dass das Internet durchaus ein gewisses Potential besitzt, war ja schon lange kein größeres Geheimnis mehr. Dennoch musste die Regierung natürlich erst einmal abwarten, ob das Internet eine echte Chance hat, sich auch wirklich dauerhaft am Markt durchzusetzen. Wir alle kennen ja diese Modeerscheinungen, die für eine gewisse Zeit eine sehr wichtige Rolle im öffentlichen Leben einnehmen, aber dann auch ganz schnell wieder extrem stark an Bedeutung verlieren. Kaum ein Bundestagsabgeordneter pflegt heute beispielsweise noch sein Tamagotchi oder kommt in Buffalos zu den Sitzungen. Und über TelMi oder andere Pager erreicht man auch fast niemanden mehr. Mittlerweile ist sich aber eine breite Mehrheit unserer Minister relativ sicher, dass das Internet kein ähnliches Schicksal erleidet und auch in den nächsten Jahren weiterhin regelmäßig genutzt wird. Darüber hinaus hat eine Expertengruppe des Bundesnachrichtendienstes bereits seit Anfang 2014 im Verborgenen überprüft, ob es den Parlamentariern in Bund und Ländern gelingt, sich im Internet nachhaltig zurechtzufinden und es im täglichen Arbeitsalltag auch selbständig zu nutzen. Hierbei konnten insbesondere in den letzten beiden Jahren wirklich ganz erstaunliche Fortschritte verzeichnet werden. Mehr als zwei Drittel der Volksvertreter haben inzwischen sogar bei sich zu Hause schon ein sogenanntes Modem. Daher schien es nun insgesamt an der Zeit, dem Internet das Gütesiegel „bekannt und bewährt“ zu verleihen und damit einen großen Schritt auf dem Weg der Digitalisierung zu machen.“
Ein Paradebeispiel für die von Siebert benannten Fortschritte in der Internetnutzung stellt dabei die Kanzlerin selbst dar. So verfügt sie mittlerweile zum Beispiel über eine höchstpersönliche E-Mail Adresse und hat nach eigenen Angaben kürzlich sogar eine – nach wie vor noch handschriftlich vorverfasste – Mail vollumfänglich ohne Hilfe eines Informatikers versenden können. In den Monaten zuvor wies die Kanzlerin in diesem Bereich laut Aussagen aus ihrem privaten Umfeld noch einige Defizite auf. Im Übrigen wurde Frau Merkel vor einigen Wochen im Kreise ihres Beraterstabes darauf hingewiesen, dass selbst ihr Mobiltelefon über die Möglichkeit einer Internetnutzung verfügt. Dies bezeichnete Merkel als „meine nächste digitale Herausforderung, die es nun mittelfristig anzugehen gilt.“
Mit ihren Aktivitäten im Netz möchte die Kanzlerin auch ein Vorbild für ihre vielen Deutschen Landsleute sein, die bisher aus Furcht oder Unkenntnis einen Kontakt mit der neuen Technologie gescheut hatten. „Insbesondere für die Jugend möchte ich mit gutem Beispiel vorangehen“, so Merkel wörtlich.
Der Faktengräber gratuliert dem Internet an dieser Stelle recht herzlich und wünscht ihm alles Gute für die Zukunft.
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